Fast überall sind die Bäume kahl, nur unter meiner Straßenlaterne nicht. Dort verlieren sie später ihr Laub. Licht ist ein Zeitgeber der Natur, das spüren wir selbst. Im Winter, wenn es morgens nicht hell wird, fällt das Aufstehen viel schwerer als an einem sonnigen Sommertag. Den Tag-Nacht-Rhythmus haben Organismen auf der Erde im Laufe von Jahrmillionen verinnerlicht. Wer einen Weihnachtsstern (Poinsettie) zum Blühen bringen will, weiß das. Die Pflanze setzt nur nach Tagen mit mindestens zwölf lichtlosen Stunden Blüten an.
Gestörter Rhythmus
Im Frühjahr können wir die Lichteffekte ebenfalls beobachten. Je heller die Umgebung ist, desto früher werden Bäume grün. Das gilt insbesondere für Stieleiche, Rotbuche und Esche wie Richard ffrench-Constant und seine Kollegen von der University in Exeter herausfanden. Sie hatten Freiwillige in Großbritannien gebeten, zu notieren, wann Bäume grün werden. Eschen regierten am stärksten. Sie wurden am hellsten Standort sieben Tage früher grün. Das Kunstlicht bringt ihren Lebensrhythmus durcheinander.
Viel Stress und keine Wünsche
„Verlängerte Vegetationszyklen scheinen nachteilige Auswirkungen auf die Fitness und das Altern von Bäumen zu haben“, so das Bundesamt für Naturschutz. Vermutlich setzt es sie unter Stress. Jetzt im Dezember kommen auch noch die weihnachtlich erleuchteten Häuser hinzu. In meiner Stadt ist es mittlerweile überall so hell, dass man kaum noch die Milchstraße erkennen kann, geschweige denn im Sommer eine Sternschnuppe. Als ich Kind war hieß es, man könne sich etwas wünschen, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Das hätten wir diesen Sommer alle gut gebrauchen können.