Mitte April in Brodowin. 400 Einwohner, eine Straße, eine Kirche, ein Storchennest, umgeben von Seen und sanft gewellten Hügeln. Weiter nach Osten geht’s in Deutschland kaum. In dem Ökodorf sind Landwirtschaft und Naturschutz kein Gegensatz. Gleich nach der Wende beschlossen die Brodowiner mit ihrer LPG – der Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft – auf Bio umzusteigen. Der Ornithologe Martin Flade lebt in Brodowin. Bis Januar 2016 war er Chef des Unesco-Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin.
Verloren und wieder gefunden
Eine umgepflügte Wiese brachte es an den Tag: Im Jahr darauf blühten hier Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), das manche auch Sommerblutströpfchen, Blutauge oder Kleines Teufelsauge nennen. Martin Flade: „Sie haben in dem Weideland überdauert und auf ihre Gelegenheit gewartet.“ Es ist der erste Fund im nördlichen Brandenburg seit Ende der 60er Jahre. Dank Ökolandbau. Denn würden die Brodowiner konventionell wirtschaften, hätte der Landwirt nach dem Umbruch der Wiese Herbizide ausgebracht und die Sommer-Adonisröschen tot gespritzt. Auch den seltenen Ackerschwarzkümmel (Nigella arvensis) gibt es in Brodowin noch. Er ist keine Konkurrenz zum Getreide, saatet spät. Deshalb müssen die Stoppeln nach der Ernte noch einige Zeit stehen, bis sie umgebrochen werden.
Platz da für die Vielfalt
Anders als ich mit meiner kleinen Wiese müssen Landwirte von Brodowin kein gebietstypisches Saatgut kaufen und ausbringen. Sie lassen einfach einige Reihen Platz zwischen den Saaten und die Pflanzen entwickeln sich von allein, weil sie sich noch in der Samenbank befinden. Dazu gehören Feldrittersporn (Consolida), Mohn (Papaver) und Kornblume (Centaurea cyanus) sowieso. Vielfalt auf dem Acker, in Brodowin gibt es sie noch, denn dort wird Landwirtschaft ohne Herbizide und Gülleduschen betrieben. Ich muss im Sommer wiederkommen!