In der Natur gibt es zehn Jahreszeiten. Ihre Uhr tickt nach der Sonne und der Temperatur. Als erstes öffnete am 15. April unser alter Pflaumenbaum seine Blüten.
Ein Teil des Pflaumenbaum-Stammes ist abgestorben, aber der Rest hat sein weißes Kleid angezogen. Unglaublich welchen Überlebenswillen alte Bäume haben!
Auf die Pflaume folgte am 22. April die Süßkirsche. Für unser nördliches Klima, in denen die Nächte immer noch sehr kalt werden können, ist sie meistens zu früh dran. In diesem Jahr hat sie zum ersten Mal seit Jahren keinen Frost abbekommen.
Der Baum ist ein knorriger alter Herr, dessen Kirschen so hoch hängen, dass wir einen Teil nicht ernten können und bei dem Rest unser Leben riskieren. Kirschbaumäste brechen ohne Vorankündigung, habe ich gelernt. Die weiß geschmückten Zweige vor dem blauen Frühlingshimmel waren ein Traum.
Am 5. Mai öffneten die Sauerkirschen ihre Blüten. Sie sind immer etwas später dran als die Süßkirsche. Deshalb ist bei ihnen die Ernte zuverlässiger.
Vollfrühling haben wir, wenn die Apfelbäume blühen. In diesem Jahr ist das besonders üppig. Vielleicht war es der feuchte Winter, vielleicht haben sie im vergangenen Jahr auch einfach nur Kraft gesammelt. Alte Apfelbäume tragen oft überjährig, das heißt nur jedes zweite Jahr.
Vor unserem Apfelbaum-Methusalem steht ein ebenso alter Qittenbaum. Teile des Stamms und der Äste sind abgestorben. Trotzdem blüht und trägt er unverdrossen. Das Schöne bei Quitten ist, das sie sich selbst befruchten können. Man braucht also keinen zweiten Baum im Garten oder in der Nachbarschaft, um reiche Ernte einzufahren.
Von meinem Haus aus schaue ich derzeit auf haushoch blühende Bäume. Der Große ist ein Cousinot, von dem wir lange glaubten, er sei ein Kantapfel, der „Kleine“ rechts davon ist der Quittenbaum.