Wie und wo beginnt man mit den Kennenlernen unserer Natur? Mit dem genauen Hinschauen, z.B. bei einem Spaziergang im Wald. Das lohnt auch im Spätherbst. Inzwischen haben die Eichen ihr Laub abgeworfen, sodass man ab und zu Blätter findet, auf deren Unterseiten grüne Kügelchen sitzen. Verursacher: eine Gallwespe, genauer die Eichengallwespe (Diplolepis Quercusfolii).
Winter-Matriarchat
In den Kügelchen lebt die Larve des Insekts, das ab dem Spätherbst bis Anfang Februar schlüpft. In dieser Winter-Generation gibt es nur Weibchen. Die legen ihre unbefruchteten Eier die schlafenden Knospen von Eichenzweigen, wo wiederum eine Galle entsteht, diesmal im April/Mai. Sie ist viel kleiner als die herbstliche, nur zwei bis drei Millimeter groß.
Grundstoff für Tinte
Von Mai bis Juni schlüpfen daraus Männchen und Weibchen. Nach der Paarung legen die Weibchen ab Ende Mai oder im Juni ihre Eier in die Haupt- oder Seitenadern an der Unterseite junger Eichenblätter. Hier entwickeln sich dann wieder die kugeligen, grünen Galläpfel, aus denen man früher übrigens Tinte hergestellt hat.