Die Landwirte unterscheiden zwischen Gräsern, die ihnen nützen und unerwünschten Gräsern, die zu wenig Ertrag liefern oder vom Vieh gemieden werden. Letztere nennen sie „Ungräser“, und um sie zu bestimmen gibt es sogar ein App, verbunden mit dem Hinweis, mit welchen Pflanzenschutzmitteln man sie am besten bekämpft. Auf meiner Wiese sind alle willkommen, Gräser und Ungräser.
Gefährdete Spezies
Gräser sind nicht immer einfach zu bestimmen. Mir hilft es, dass ich weiß, welche ich ausgesät habe, zum Beispiel das Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus), ganz rechts. Seine Ähren sind ganz säuberlich wie an einem doppelseitigen Kamm angeordnet. Es ist ertragsarm und gilt in einigen Bundesländern als gefährdet. Die Ähren des Wiesen-Rispengrases (Poa pratensis), zweites von rechts, erinnern an einen zerrupften Tannenbaum. Das wertvolle Futtergras und wird sehr häufig auf Weiden ausgesät.
Vielfalt statt Futterwert
Mir ist der Futterwert meiner kleinen Wiese egal. Mir geht es um Vielfalt, eine Vielfalt, die noch vor 60 Jahren selbstverständlich war. Zur Vielfalt gehört die Weiche Trespe oder Flaum-Trespe (Bromus hordeaceus) mit ihren dicken Ähren, links. Sie gehört zu den „Ungräsern“, weil ihre Blätter schon vor der ersten Mahd vergilben und sie deshalb keinen Futterwert haben. Auch das Wohlriechende Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) ist unerwünscht, zweites von links. Nach der Mahd duftet es nach Waldmeister, weil es eine Vorstufe des Cumarins enthält. Wer sich mit Medikamenten ein wenig auskennt weiß: Cumarin hemmt die Blutgerinnung, auch bei Nutztieren. Die wissen das und fressen es nicht.