So sieht er aus, wenn man ihm unter den Rock schaut, bzw. den Hut – der Pilz des Jahres 2024. Mit dem Kopf nach unten steckt er in einem Marmeladeglas und soll nun zeigen, was er kann: Sich in rabenschwarze Tinte verwandeln. Das dauert ein paar Tage, je nachdem wie „jung“ der Schopftintling (Coprinus comatus) oder Spargelpilz bei der Ernte ist. Die Exemplare auf dem folgenden Foto haben sich gerade erst aus dem Boden einer Wiese gewühlt. Sie sind dann beige-weiß.
Wenn die knuddeligen „Pilzköpfe“ sich recken und strecken, wenn sie rank und schlank werden, reißt ihre Außenhaut auf und bildet fedrige weiße Schuppen. Gleichzeitig verfärbt sich der untere Rand dunkel. Die Tinten-Produktion hat begonnen.
In wenigen Stunden wird der Tintling anfangen zu tropfen, der Prozess der Selbstauflösung (Autolyse) hat begonnen. Die Pilze brauchen dazu keine fremden Bakterien. Sie können das ganz allein. Das dazu notwendige Enzym produzieren sie selbst. Es ist ihre Art sich zu vermehren. In der schwarzen Flüssigkeit, die zu Boden tropft, sind die Sporen enthalten, die sich mit Wind und Wasser verbreiten.
Von dem Tintling in meinem Marmeladeglas war nach vier Tagen nur noch der Stiel sichtbar. Der Rest hat sich komplett in eine schwarze Flüssigkeit verwandelt. Durch ein Sieb gegossen könnte ich die Tinte jetzt zum Schreiben oder zum Zeichnen nutzen. Einen Nachteil hat sie allerdings. Sie müffelt stark nach sehr, sehr alten Pilzen. Vielleicht kippe ich sie auch einfach in meinen Garten und eröffne meine eigene Tintlings-Zucht.