Er keimt nie da, wo er soll, sondern nur da wo er will: der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea). Was das Vermehren mit Samen angeht, gehört der Fingerhut zu den eigenwilligsten Pflanzen, die ich in meinem Garten habe. Der Fingerhut ist zweijährig. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette, im zweiten blüht sie. Man muss den Fingerhut immer wieder aussäen, sonst verschwindet er aus dem Garten. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal welche mit weißen Blüten (Digitalis purpurea und purpurea „Alba“). Keine Ahnung, woher sie kommen.
Millionen Samen, Millionen Versuche
Die Samen sind klein und leicht wie der Wind. Digitalis ist einer der eifrigsten Samenproduzenten, die ich in meinem Garten habe. Ich versuche, den (Millionen) Samen möglichst diverse Standorte anzubieten, von sonnig bis halbschattig. In all den Jahren habe ich immer noch nicht herausgefunden, wo es ihnen am besten gefällt. Dort wo ich die Samen hinstreue, keimen sie nicht. Wo ich keine ausstreue, keimen kleine Fingerhüte. Mittlerweile glaube ich an Boykott.
Nachwuchs auf der Terrasse
Das glaube ich auch deshalb, weil ich neue Fingerhüte fast nur auf der Terrasse zwischen den Ritzen entdecke. Dort stecken sie fest und haben keinen Platz zum Wachsen. Also versuche ich, sie mit einem Messer aus den Ritzen heraus zu popeln. Bei etwa der Hälfte gelingt es. Die kommen in einen Topf mit Blumenerde, wo sie sich von der Operation erholen sollen, was Wochen dauert. Im Herbst suche ich ihnen dann einen Platz, der mir gefällt. Dort blühen sie im nächsten Jahr großartig. Und das Spiel beginnt erneut.