Was ein wenig traurig klingt ist ein großes Geschenk. Taglilien (Hemerocallis) sind das Gartenglück des Hochsommers. Das wussten schon die Bahnwärter im 19. Jahrhundert, vor deren Schrankenwärterhäuschen sie einst blühten. Sie brauchen nicht viel Pflege, man vermehrt sie durch Teilung der Wurzeln, und es gibt sie in vielen Farben und Formen – von cremeweiß bis aubergine-rot, ein- und mehrfarbig, gefüllt oder ausgefranst. 13 000 Züchtungen sollen es mittlerweile sein. Wer sich mit dem Gedanken trägt, Taglilien zu sammeln, braucht einen großen Garten und hat eine Beschäftigung fürs Leben gefunden.

Dekorative Blüten in leuchtenden Farben machen Taglilien zum Hingucker im Garten.

Meine sind das Geschenk einer Freundin. Der Versuch, die Taglilien-Vielfalt meines Garten zu erhöhen, ist bislang am Hunger der Nacktschnecken gescheitert. Mitgebrachte Samen aus fremden Gärten keimen wunderbar, aber die Schnecken raspeln die jungen Pflänzchen immer wieder ab. Die alten hingegen lassen sie ungeschoren. Variatio delectat – Abwechslung macht Freude – gilt auch für Schnecken. Übrigens: Die Blüten schmecken auch uns Menschen. Im Salat sehen sie großartig aus. Da sie am nächsten Tag sowieso verblüht sind, ist es kein großer Verlust. Die neuen Blüten kündigen sich ja schon an.

Die einzelne Blüte hält nur einen Tag, aber die nächsten warten schon.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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