„Hab ich nicht.“ Bis vor kurzem war das meine Antwort, wenn ich gefragt wurde, ob ich Tigerschnegel (Limax maximus) im Garten habe. „Bei mir vermehren sich nur Spanische Wegschnecken (Arion vulgaris).“ Nach dem Motto „Abwechslung macht Freude“ fressen sie zarte Dahlientriebe, Studentenblumen, Stangenbohnen, Kopfsalat. Tigerschnegel hingegen machen Jagd auf Rote Wegschnecken und deren Eier. Die hätte ich gern!
Tiger trifft Leopard
Als ich gestern nach zwei Tagen Abwesenheit nach Hause kam lag unter einem der Blumentöpfe staubiges graues nacktschneckiges Etwas. Etwa ein Tigerschnegel? Meine Neugier war geweckt. Ich legte das Tier auf den Rasen, goss es nass, wartete ab und siehe da: Der staubige Klumpen streckte und reckte sich, wurde länger als meine Handfläche und dabei immer dünner, wurde zu einem Körper aus Tiger-Streifen mit einem Kopf im Leopardenlook: mein erster Tigerschnegel.
Am seidenen Faden
In Schleswig-Holstein, wo ich wohne, wird der Große Tigerschnegel als „potentiell gefährdet“ eingestuft. Tagsüber verbirgt er sich im Garten gern unter feuchten Blumentöpfen, um dann in der Nacht auf die Jagd zu gehen oder im Juli/August auf Brautschau. Wobei der Ausdruck nicht ganz passt, denn Schnegel sind Zwitter. Sollten Sie zwei „Nacktschnecken“ sehen, die einander umschlingend an einem Schleimfaden baumeln: Bitte nicht stören. Das sind Tigerschnegel, die Sex haben und Nachwuchs produzieren, der Jagd auf Ihre Spanischen Nacktschnecken machen wird.