Bzzzz! Der Ton klingt hell und aufgeregt. Er kommt aus einer Mohnblüte. Unter dem tiefdunklen Pollenkranz des Türkischen Mohns (Papaver orientale) wühlt etwas angestrengt im Kreis. Dann wird es kurzzeitig still. Eine Erdhummel taucht auf und braust – nun mit tiefem Hummel-Brummen – davon.
Zum ersten Mal habe ich das Geräusch in den Blüten meines Wald-Scheinmohns (Meconopsis cambrica) gehört: Mit einem hellen Summton tobte sie im Kreis um den Fruchtstand herum, mitten durch die gelben Antheren, die Staubbeutel, mit den Pollen. Der helle Summton ist Programm: Die Hummel macht Vibrationssammeln. Dazu erzeugt sie mit ihrer Brustmuskulatur Vibrationen. Beine oder Flügel hält sie dabei still. Mit diesen Vibrationen schüttelt sie Pollen aus den Staubbeuteln.
Inzwischen weiß ich: Hummeln machen das bei all meinen Mohnsorten. Eine mögliche Erklärung: Blütenstaub ist kostbar. Der Blick in eine Mohnblüte zeigt: Die Pflanze hat viel Aufwand betrieben, um den dicken Fruchtknoten und den Kranz von Staubbeuteln zu produzieren. Also bekommt den Pollen nur, wer dessen würdig ist, und würdig heißt in diesem Falle: Wer wie die Hummeln für Befruchtung sorgt.
Türkische Mohn (Papaver orientale)