Im Juli begannen sie unbemerkt, die Äste hochzuschleichen, immer links herum, wie die meisten Schlingpflanzen. Mit der Triebspitze tasten sie sich vor, bis sie ein Opfer gefunden haben, an dem sie hochklettern können. In meinem Garten sind es Rhododendren, Pfeifenstrauch, Hortensien und Himbeeren. Vor allem letztere verwickeln sie zu so dicken, grünen Paketen, das die Zweige sich samt Blüten sich unter der Last des fremden Blattwerks zu Boden beugen.
So zauberhaft Zaunwinden (Calystegia sepium) blühen, so spannend es ist, der Entfaltung ihrer Blütentrichter zuzuschauen – sie sind und bleiben ein böses Garten-Unkraut, denn man wird sie nicht wieder los. Sie wurzeln bis zu 70 Zentimeter tief im Boden, und jedes kleinste Wurzelstück, das eine Wühlmaus verschleppt hat, entwickelt sich zu einer neuen Pflanze.
Da ist die geduldige Gärtnerin gefragt, die jeden Trieb, sobald er sich zeigt, rausreißt, in der Hoffnung dass die Pflanze sich bei ihrer Bestrebung, Blätter und Blüten zu treiben, so auspowert, dass sie eingeht. Bislang ist mir das noch nicht gelungen. Auf jeden Fall sollte man die Wurzelreste nicht auf den Kompost werfen, sondern in die Biomülltonne. Lässt man sie wachsen, überwuchern sie mühelos doppelstöckige Strohballen.
In ihrem Ratgeber Der Küchen- und Blumengarten für Hausfrauen (1863), einem Klassiker der historischen Gartenliteratur, empfiehlt Henriette Davidis, „jede Art von Unkraut, sobald es sich nur fassen lässt, wegzuschaffen und darauf zu halten, das es nicht abgerissen, sondern mit der Wurzel herausgezogen wird.“ Den Garten genießen, das lerne ich in diesem Sommer, heißt im Garten arbeiten.