Seit einigen Tagen hat meine Wegwarte (Cichorium intybus) ihre Blüten geöffnet. Ich habe sie vor vielen Jahren von Prof. Michael Succow geschenkt bekommen. Sie hat den Umzug aus Mecklenburg-Vorpommern gut überstanden. Sie erinnert mich an die Kaffeestunde in seinem Garten, wo Hornissen (Vespa crabro) an uns vorbei friedlich zu ihrem Nest unter seinem Dachüberstand brummten. Die Wegwarte hat inzwischen reichlich Nachwuchs gezeugt. Sie ist gekommen, um zu bleiben.

Ein Traum in Blau: Jeden Tag bilden sich an den Zweigen neue Blüten.

Besonders beliebt sind ihre Blüten bei Hainschwebfliegen (Episyrphus balteatus). Ihr gelb-schwarz gezeichneter Leib ahmt eine Wespe nach. Er soll zeigen: Ich bin gefährlich. Was nicht stimmt. Hainschwebfliegen sind völlig harmlos.

Die Hainschwebfliege auf der Blüte ist ein Weibchen. Bei ihnen sind die Augen klar voneinander getrennt.

„Ein Teil der Hainschwebfliegen wandert wie Zugvögel im Spätsommer nach Süden und vermehrt sich dort. Sie können durchaus 25 Kilometer pro Stunde zurücklegen. Die nächste Generation kommt im Frühjahr dann wieder zurück“, schreibt der Nabu. Das Exemplar auf meiner Wegwarte könnte also schon eine Europareise hinter sich haben.

Die Blüte von heute Morgen, daneben die Blüte von gestern Morgen.

Wegwarten haben eine lange Pfahlwurzel, lieben die Sonne, kommen mit Trockenheit gut klar und blühen viele Wochen lang. Jede Blüte öffnet sich nur für einen Tag, von etwa 6 Uhr morgens bis 11 Uhr mittags. Das ist vernünftig. Auch für uns Menschen gilt schließlich um diese Jahreszeit: Meiden Sie die Mittagssonne.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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