Der Mohn und ich, das ist die Geschichte einer Verführung. Die ersten Mohnpflanzen in meinem Garten wuchsen auf Maulwurfshügeln und verschwand mit ihnen auch wieder: Saat-Mohn (Papaver dubium). Typisch für ihn sind zarte orangefarbige Blüten und eine längliche Samenkapsel. Der Saat-Mohn war der Auftakt für meine Passion mit den Pflanzen, die in England Poppies heißen und von Pflanzenfreunden zu Schönheiten herangezüchtet wurden, die ihresgleichen suchen.

Der Saat-Mohn blüht sehr zierlich. Er liebt es warm und sonnig.

William Wilks war von Beruf Pastor. Sein Garten in Shirley, heute ein Stadtteil von London, grenzte an weitläufige Kornfelder, auf denen der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) blühte. In seiner Freizeit sammelte er die Samen von Mohnpflanzen, deren Blütenblätter weiße Ränder hatten.

Mit Sonnenaufgang hat sie sich geöffnet – eine schneeweiße Blüte mit pinkfarbenem Rand

Im Laufe der Jahre züchtete er durch sorgsame Auswahl und Kreuzungen Mohnpflanzen mit schneeweißen, hell lila und pinkfarbenen Blüten. Zu seinen Ehren werden sie bis heute Shirley Poppies genannt.

Eine Blüte wie Seidenpapier – ihre stachelige Hülle hat sie fast abgeworfen.

Der Maler Cedric Morris, bekannt für seine Landschafts- und Blumenbilder, durchstreifte eine Umgebung auf der Suche nach Klatschmohn-Pflanzen in Perl- und rauchigen Tönen. Daraus züchtete er in seinem Garten um 1910 Blüten mit sanften Pastellfarben von rosa über rot und orange bis hin zu silbrig-grauen Schattierungen. Sie heißen bis heute „Cedric Morris“ oder „Mother of Pearl“. Für den nächsten Sommer werde ich versuchen, auch diese Samen für meine Garten zu ergattern.

Viele Varianten des Seiden- oder Papier-Mohns wurden ursprünglich in England gezüchtet.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: