Blüten dienen „als Brautbett, das der große Schöpfer so großartig vorbereitet hat“, schrieb der französische Botaniker Sebastian Vaillant (1669-1722). Viele dieser „Brautbetten“ sind in Form von Pagoden angeordnet, die sich von unten nach oben öffnen, wie bei der Aloe (Foto oben). Ich habe sie als fünf Zentimeter großes Pflänzchen aus dem Urlaub mitgebracht. Inzwischen wiegt sie 25 Kilo.
Kostbare Bettvorhänge und süße Düfte
Über Pflanzen und Sex zu reden, war zu Vaillants Zeiten schwierig. Er war einer der Ersten, die es wagten. Daher seine blumige Sprache. Das Brautbett „ist geschmückt mit kostbaren Bettvorhängen und mit vielen süßen Düften parfümiert, damit Bräutigam und Braut ihre Hochzeit mit größter Festlichkeit begehen können“, schrieb er 1718. Bei der Blauen Prärielilie (Camassia leichtlinii ‚Caerulea‘) ist die Farbe der Vorhänge ein wenig verschossen. Sie verstreut ihre Samen mit dem Wind und passt gut in einen Naturgarten.
Vaillant veröffentlichte seine Untersuchungen in seinem Werk „Gespräch über die Gestalt der Blumen“. Mein Purpurglöckchen (Heuchera) hat ein feminines pink-weiß für die Vorhänge seines „Brautbettes“ gewählt.
In unserer naturwissenschaftlich geprägten Zeit wird die „Vermenschlichung“ von Tieren und Pflanzen nicht gern gesehen. Für Vaillant war sie die einzige Möglichkeit, für seine revolutionären Erkenntnisse ein Publikum zu finden: „Wenn das Bett so vorbereitet ist, dann ist die Zeit für den Bräutigam gekommen seine geliebte Braut zu umarmen und sich ihr hinzugeben.“ Mein Kriechender Günsel lockt mit einem Pagoden-Hotel aus lila Brautbetten.