Die Natur macht mal wieder, was sie will. Jetzt im Juni beginnt meine kleine Wiese zu blühen. Mit meinem Kosmos-Naturführer kann ich die meisten Blumen bestimmen. Beim Vergleich mit den Namen des Saatgutes stellt sich heraus: Kaum etwas ist, wie es sein soll. Die gelben Kreuzblütler, die alles um 30 Zentimeter überragen, waren nicht in der …
Luise wird Akrobatin
Luises Morgengymnastik findet auf dem Balkongitter statt. Sie kann auf einem Bein stehend einen Fuß von sich strecken, ohne dass sie Übergewicht bekommt und herunterfällt. Den Abflug bereitet sie lange vor. Äugt links, äugt rechts, Kopf nach vorn, Kopf zurück, bis sie die Distanz zur Landebahn ausgerechnet hat. Dann wagt sie mit wildem Flattern, Beine und Hals …
Wie ich lernte, die Gräser zu lieben
In meinem Garten ging ich bislang unbarmherzig gegen Gräser vor, aber das ändert sich gerade. Peter König, von dem ich gestern schon erzählt habe, hat mir die Augen geöffnet. Beim Spaziergang über eine Streuwiese pflückte er einen Grashalm, rieb ihn zwischen den Fingern und in die Nase stieg der Geruch von Waldmeister. Wohlriechendes Ruchgras (Anthoxanthum …
Moor, Meer und Mäuseschwänzchen
Eine Wiese als Anpassung an den Klimawandel? Peter König, Kustos des Botanischen Gartens in Greifswald, erklärt wie das funktioniert. Er zeigt mir die Karrendorfer Wiesen am Greifswalder Bodden. Dort hat man in den 1990er-Jahren 360 Hektar Grasland wieder ausgedeicht. Seitdem wird die Fläche ein- bis zweimal im Jahr überflutet. Weil das Wasser schneller kommt als es …
Das Mauerblümchen und der Regenwurm
Das Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) ist eine unscheinbare Pflanze. Wie bedeutsam sie ist, habe ich in Klepelshagen gelernt. Das ist das Gut der Deutschen Wildtierstiftung in Mecklenburg-Vorpommern. Es liegt in den Brohmer Bergen. Dort wo es nichts gibt als eine großartige, eiszeitlich geprägte Landschaft und wo man mit Glück 88 Hirsche auf einen Schlag dabei beobachten …
Luise hat ein Geheimnis
Luise spricht. Unsere Ente, die uns im vergangenen November zugeflogen ist. Als ihre Artgenossinnen in den Kochtopf wanderten, entfloh sie und landete auf dem Garagendach. Inzwischen ist sie handzahm und wartet morgens vor der Terrassentür auf ihre Ration Hühnerfutter. Maiskörner mag sie besonders gern. Mit der Futtertüte rascheln genügt und sie kommt fiepend angerannt, soweit man bei …
Vielflieger und Überlebenskünstler
Der Mai ist gekommen und auf meiner kleinen Wiese tut sich was. Die ersten Pflanzenrosetten zeigen sich, aber noch sind die meisten zu klein, um sie bestimmen zu können. Eine erkenne ich sofort: die Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare). Früher war sie eine häufige Wiesenblume, heute ist sie selten geworden, weil die intensive Landwirtschaft mit ihren hohen …
Auflaufender Blühaspekt
Auflaufen. So nennen Landwirte es, wenn ihre Saat keimt. Wenn das Wetter mitspielt läuft sie gut auf. Meine auch. Zu den Grashälmchen gesellen sich zunehmend Blättchen. Manche zart und verästelt wie Miniaturgeweihe, Kamille vielleicht. Manche überragen fett und keck das Gras und erinnern vom Wuchs her an Kohl, andere versuchen, sich mit pelzigen Blättchen gegen …
Wo die Welt noch in Ordnung ist
Mitte April in Brodowin. 400 Einwohner, eine Straße, eine Kirche, ein Storchennest, umgeben von Seen und sanft gewellten Hügeln. Weiter nach Osten geht’s in Deutschland kaum. In dem Ökodorf sind Landwirtschaft und Naturschutz kein Gegensatz. Gleich nach der Wende beschlossen die Brodowiner mit ihrer LPG – der Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft – auf Bio umzusteigen. Der Ornithologe Martin Flade …
Was keimt denn da?
Der Wind ist eisig und weht von Nord. Die Pflaume blüht, die Schlehe auch. „Schlehenkälte“, sagt mein Vater. „Kälten“ kennt er viele: Schafskälte, wenn die Schafe geschoren werden, Weißdornkälte, wenn der Weißdorn blüht. Die kommen alle noch. Trotzdem: Auf meiner kleinen Wiese tut sich was. Vor 14 Tagen haben wir gesät. Am nächsten Tag kam der …