Erste Begehung mit dem Gartenbauunternehmen. Der Boden quatscht unter den Füßen. Vor drei Nächten hat es 30 Liter geregnet. „Zu nass“, sagt Wolfgang Bolt. „Da war noch kein Bauer draußen“, befindet er. Pflügen ist nach so viel Regen für den Boden gar nicht gut, weil der Reifendruck des Treckers ihn verdichtet. Unter den Spuren bilden sich wasserundurchlässige Schichten. Professor Wilke, Präsident des Bundesverbands Boden, hat es mir bei einem Besuch in Berlin kürzlich so erklärt: „Empfindlich sind vor allem lehmige, tonige Böden. Je feuchter es ist, umso schlimmer. Feuchten Ton kann man modellieren, wenn er trocken ist, kann man gar nichts machen.“ Will heißen: Nasser Boden ist weich und druckempfindlich, trockner hingegen ist fest.
Nach dem Regen kommt der Frost
Jede Nacht 3, 4, 5 Grad minus. Unsere Ente – sie ist uns vor Weihnachten zugeflogen und wir haben sie Luise getauft, stört das nicht. In der Zeitung lese ich, dass ich mich darüber freuen soll. Eigentlich sollten die Boden jeden Winter bis in eine Tiefe von 15 cm gefrieren, steht da. Das würde die „Bodengare“ fördern. „Garer“ Boden ist dunkel, weil er reich an Humus ist. Er ist locker und krümelig, lese ich in einem Lexikon der Biologie. Es gibt die „Schattengare“, bei der dichtes Blattwerk die Planschwirkung des Regens mindert. Aber noch besser ist die Frostgare, für allem für die tonreichen Böden, wie sie hier am Rand der Marsch vorherrschen.
Der Trick mit der Bodengare
Die Frostgare wird von Eiskristallen verursacht. Sie entziehen der Umgebung Wasser, das dann bei Sonnenschein an der Oberfläche verdunsten kann. So trocknet nasser Boden schneller wieder aus. Außerdem brechen die Eiskristalle verdichteten Boden auf, denn das Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus. Mein Boden sollte in diesen kalten Märznächten also eine poröse Krümelstruktur aus groben und feinen Poren entwickeln, damit das auftauende Wasser nach dem Frost besser entweichen kann. Ich beschließe, mich über das Wetter zu freuen, auch wenn ich mich eigentlich nach Wärme und Märzsonne sehne. Wie so eine kleine Wiese die Einstellung zum Leben verändern kann! Luise wird übrigens immer zutraulicher und mag gerne Hühnerfutter.