Während ich mit klammen Fingern durch den Garten eile, um den Raureif einzufangen bevor die Morgensonne die Schönheit zunichte macht, fällt mir Karl Foerster ein. Im Gegensatz zu mir liebte er den Winter. „Der Raureif benimmt dem Winter alle Erdenschwere“ schrieb er einst in seinem wunderbar altmodischen Deutsch.
Foerster war nicht nur Pflanzenzüchter sondern auch Gartenpoet: „Rauhreif ist die Mozartmusik des Winters, gespielt bei atemloser Stille der Natur.“ Manchmal reicht es, die Perspektive zu verändern, und schon sieht die Welt ganz anders aus: meine Kletterrose Santana von Tantau im frostigen Morgenkleid.
Selbst gegen Schottergärten hatte Foerster Argumente, obwohl es die damals noch gar nicht gab: „In langweiligen Gärten haben Schnee und Rauhreif nichts Rechtes zu suchen – in die leere Luft können sie ihre Zaubergespinste nicht hängen.“ Die Früchte der Zwergmispel (Cotoneaster) sehen aus wie mit Zucker kandiert.
„Stauden sind Blumen, die im Winter aus scheußlichem Gestrüpp bestehen oder gar nicht vorhanden sind, falls man nicht in der Erde nachwühlt,“ schrieb einst mein Gartenpoet. Auch hier kommt es auf die Perspektive an. Mit Raureif verziert haben selbst verblühte Raublatt-Astern ihren Reiz.
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