Eine Wiese als Anpassung an den Klimawandel? Peter König, Kustos des Botanischen Gartens in Greifswald, erklärt wie das funktioniert. Er zeigt mir die Karrendorfer Wiesen am Greifswalder Bodden. Dort hat man in den 1990er-Jahren 360 Hektar Grasland wieder ausgedeicht. Seitdem wird die Fläche ein- bis zweimal im Jahr überflutet. Weil das Wasser schneller kommt als es zurückfließt, lagern sich die feinen Sedimente, die die Flut mit sich trägt, auf den Pflanzen ab. So wachsen die Salzwiesen langsam in die Höhe und können mit einem moderaten Anstieg des Meeresspiegels mithalten.
Langsame Überlebenskünstler
Salzwiesen sind wie gemacht für Spezialisten. König bückt sich nach einer Pflanze – klein, grün und unscheinbar. „Das ist das Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus).“ Die einjährige Pflanze besiedele gerne Löcher in der Vegetation, zum Beispiel Trittschäden von Rindern und Schafen oder Traktorspuren. Die Überlebensstrategie des Mäuseschwänzchens erklärt er so: „Es versteckt sich und überlebt.“ Und fügt hinzu: „Das erfreut mein Herz.“
Der Trick mit dem Salz
Salz ist hygroskopisch. Es bindet Wasser, hält es quasi fest. „Deshalb lagern die Salzwiesenpflanzen mit dem Wasser eine gewisse Salzmenge ein“, so König. „Damit verringern sie das Gefälle zwischen Bodenwasser und Pflanzenwasser und können Wasser aufnehmen.“ Der Motor werde durch die Verdunstung in Gang gehalten. Das ist mühsam, weshalb Salzwiesenspezialisten eher langsam wachsen. „Schwachwüchsig“, nennen Botaniker das. Viel Dünger und weniger Salz im Boden würde ihnen den Garaus machen, weil sie dann von schnell wachsenden Gräsern überwuchert würden.