Ihre Blüten sind kurzlebig, aber dafür um so prachtvoller. Am schönsten sind sie nachts, wenn sie sich gerade geöffnet haben. Dazu brauchen sie nur wenige Minuten. Man kann ihnen also zusehen, wie sie sich entfalten. Gegen Mittag des folgenden Tages schließen sich die einzelnen Blüten und sind verblüht. Das geht so Nacht für Nacht. Trotzdem hält die Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) das über viele, viele Wochen durch, manchmal bis in den September hinein.
Verschwenderin
Was ihre Blüten angeht, ist die Gemeine Nachtkerze eine Verschwenderin. Allerdings geht sie bei der Produktion ihrer Samen genauso vor. 5000 kann eine einzige Pflanze produzieren, und mein Eindruck ist, dass jedes Saatkorn keimt. Deshalb schneide ich einige der bis zu 1,5 langen abgeblühten Blütenstängel ab, bevor die Samen ausgereift sind. Meist sprießen dann an den gekürzten Stängeln neue Blütentriebe.
Winterversteck
Das Zusatz „biennis“ bedeutet zweijährig. Im ersten Jahr bildet die Gemeine Nachtkerze eine Rosette, mit einer langen Pfahlwurzel, sodass die Pflanze gegen Trockenheit ziemlich resistent ist. Die Rosetten kann man Herbst gut umpflanzen. Im zweiten Jahr blüht die Gemeine Nachtkerze ab Juni. Im Herbst trocknen die Stängel ab. Einige dieser Saat-Stängel lasse ich den Winter über stehen. Die Samenkapseln sind ein gutes Versteck für Insekten, was die Wintervögel wissen. Sie suchen die Stängel ab und ich vermute, dass sie dann einen Teil der Samen gleich mitfressen. Mir soll es recht sein.