Kulturrelikt, Burggartenflüchtling – das Kleine Immergrün (Vinca minor) hat eine spannende Geschichte. Es rankt und kriecht, ist halb Strauch, halb krautige Pflanze. Jetzt im Frühjahr treibt es neu aus und fängt an zu blühen. Wer seine Augen offenhält, findet die Gartenpflanze manchmal sogar in lichten Wäldern, weitab von jeder Siedlung.

Vinca im Wald

Dann kann man ziemlich sicher sein, dass an diesen Stellen vor hunderten von Jahren Menschen gewohnt haben. Vinca minor ist nämlich ein Siedlungsanzeiger. Die Pflanze überlebte, als die Siedlungen als Folge von Kriegen oder Epidemien aufgegeben wurden. Vermutlich kam die Pflanze mit den Römern zu uns. Der Name Vinca kommt aus dem Lateinischen und kann zweierlei bedeuten: vincire = binden, zum Beispiel einen Kranz, oder vincere = besiegen.

Achtung giftig

Beides passt. Vinca wurde zum Binden von Kränzen benutzt, weshalb sie im Volksmund auch Jungfernkraut heißt. Außerdem galt sie als Heilpflanze. Vinca enthält 40 Alkaloide, die auf den menschlichen Stoffwechsel wirken. Heute sieht man von dieser Nutzung wegen der negativen Nebenwirkungen ab. Ein hübscher, anspruchsloser Bodendecker, der auch im Schatten wächst, ist sie jedoch geblieben.

 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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