Fast vier Monate lang frage ich mich, was für einen Sinn es macht, in einem Haus mit Garten zu wohnen. Ab November ist der Blick hinaus immer der Gleiche: grau, grün, braun, zuweilen mit ein bisschen Reif oder Schnee als einzige Abwechslung. Aber nun ist der Frühling plötzlich da und zwar mit Macht. Ein paar Tage Plusgrade und Sonnenschein haben ein Blütenmeer geschaffen. Meine Elfen-Krokusse (Crocus tommasinianus, Foto oben) gehören mit den Kleinen Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zu den Ersten. Inzwischen haben sich Märzenbecher (Leucojum vernum) und Frühlings-Krokusse (Crocus vernus) dazugesellt.

Sinfonie in bunt: lila Frühlings-Krokusse, weiße Winterlinge und gelbe Frühlingskrokusse.

Natürlich haben wir noch nicht wirklich Frühling. Der beginnt erst, wenn die Forsythien blühen. Bis dahin müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Botanisch handelt es sich um den Vorfrühling. Der allerdings ist ein Traum, weil gerade alles gleichzeitig blüht. Die Kleinen Schneeglöckchen haben den Rasen flächendeckend erobert, vor allem da, wo es im Sommer schattig ist.

Kleine Schneeglöckchen ganz groß: Je mehr von ihnen blühen, umso eindrucksvoller wirken sie.

Die tieflilablauen Blüten der Zwerg-Iris (Iris reticulata) sind ein zäher Gartengast aus dem Kaukasus. Sie lassen sich von Frost, Schnee und Eis nicht beeindrucken. Der Boden sollte leicht kalkig sein, was in meinem Garten nicht der Fall ist. Ich muss daran denken, nachzuhelfen, damit sie sich vermehren.

Zwerg-Iris strahlen wie Leuchtraketen. Am besten pflanzt man sie so, dass man sie im Blick hat.

Jedes Jahr beglücken mich mehr Krokusse. Wenn sie ihre Blüten alle gleichzeitig öffnen, entsteht ein so dichter Blüten-Teppich, den zu betreten ich kaum noch zu betreten wage.

Frühlings-Krokusse blühen Jahr für Jahr in immer dichteren Gruppen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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