Heiße Tage sind ideal für einen frühmorgendlichen Vor-Frühstücks-Spaziergang durch die Feldmark. Dort am Wegesrand steht derzeit das Weiße Leimkraut (Silene latifolia) in voller Blüte. Der Boden ist sandig und trocken, selbst Gräser müssen sich mühen um zu überleben, ideal für diese Wildplanze mit den bis zu 60 Zentimeter tiefen Wurzeln.

Eine Schwebfliege im Anflug: Vermutlich hat sie schnell erkannt, dass es hier für sie nichts zu holen gibt.

Das Weiße Leimkraut hat viele Namen: Breitblättrige Lichtnelke, Weiße NachtnelkeNacht-Lichtnelke oder Nachtnelke. Die Pflanzen verstecken ihren Nektar tief unten im Blütenkelch, als Büffet für Nachtfalter.

Bei männlichen Blüten sind die gelben Pollen von einem kleinen weißen Ring umschlossen.

Früh morgens liegt noch Tau auf den Blütenblättern und den haarigen Kelchen. Samen bilden bei den Breitblättrigen Lichtnelken nur Pflanzen mit weiblichen oder zwittrigen Blüten. Bei den zwittrigen reifen erst die Pollen, danach der Stempel. Der ragt wie die Ärmchen eines Mini-Oktopus aus der Mitte der Blüte heraus.

Weiße Blüte, weißer Stempel, dicker Bauch – diese Pflanzen bilden Samen.

Befruchtete Blüten bilden kugelrunde Bäuche. Sobald die Samen reif sind, werde ich welche mitnehmen und auf ein sandiges, trocknes Stück Wiese in meinem Garten werfen und hoffen, dass sie keimen. Dann kann ich die Schönheiten vom Fenster meines Arbeitszimmers aus bewundern und hoffen, dass sie sich Jahr für Jahr von selbst wieder aussäen. Breitblättrige Lichtnelken sind ein- bis zweijährig. Ich bin sicher: Wenn es ihnen bei mir gefällt, kommen sie wieder.

Haariger Bauch – diese Pflanze ist weiblich. In ihr reifen die Samen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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