Seit Tagen geht mein Blick erwartungsvoll in den Garten: Kommen sie wieder und wie viele werden es sein? Ich meine die Herbst-Krokusse (Crocus speciosus ssp. speciosus), die ich im vergangenen Jahr gepflanzt habe. Die Spätzünder im Garten fangen erst an zu blühen, wenn das Laub sich verfärbt und die Stauden anfangen, ihre Nährstoffe aus den Blättern abzuziehen, um sie unterirdisch zu lagern.

Blütenblätter mit perlgrauen Äderchen und drei Staubblätter: der weiße Herbst-Krokus „Zephyr“. 

Die Blüten der Herbst-Krokusse sind durchscheinend zart, entweder in weiß und violett. Typisch sind ihren langen orangefarbigen Griffel, die weit über die drei Staubblätter hinausragen. Bei den heimischen sehr giftigen Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), folgendes Foto, sind es sechs Staubblätter.

Herbstzeitlosen blühen in meinem Garten ab Ende August/Anfang September.

Herbst-Krokusse sind Bergbewohner. Ihre Heimat sind die Nord- und Zentral-Türkei, der Nord- und West-Iran, die Krim, der Ost-Kaukasus und Transkaukasien. Sie wachsen in Laub- und Nadelwäldern und in Höhenlagen von 800 bis 2850 Metern, wo es sonnig bis halbschattig ist und die Böden durchlässig sind. Ein bisschen scheint es ihnen auch im norddeutschen Flachland zu gefallen. Sie weißen Spitzen zeigen, wo sie demnächst in meinem Garten blühen werden.

Rasenflächen, auf denen Herbst-Krokusse blühen werden, sollte man jetzt weder mähen noch betreten.

Manchmal bricht der Griffel aus der Knospe hervor, bevor die Blüte mit den Staubbeuteln sich geöffnet hat. So könnte die Blüte schon befruchtet werden, bevor sie sich ganz geöffnet hat, vorausgesetzt im feuchten norddeutschen Herbstwetter findet sich ein interessiertes Insekt. Alternative: Ich helfe selbst mit einem Pinsel nach.

Für den besseren Kontrast habe ich die ungewöhnliche Blüte gestern vor einem weißen Blatt Papier fotografiert.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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