Vergangene Woche habe bei einem Spargelbauern eingekauft, der seit 50 Jahren in Klein-Nordende die gleiche Sorte setzt. Dieser Spargel steht zehn Jahre auf dem Feld und nicht sieben, wie es bei den hochgezüchteten Hybridsorten üblich ist, die heute großflächig angebaut werden. Letztere schmecken süß und labberig, der Klein Nordender Spargel hingegen so kräftig wie einst. Als ich kam, waren die dünnen Stangen schon ausverkauft. Sonst wollen die Leute immer die dicken kaufen, weil die weniger Arbeit beim Schälen machen. Heutzutage, in Corona-Zeiten, ist es anders. „De Lüüd hebbt jo Tied“, die Leute haben ja Zeit, war die Erklärung des Spargelbauern.
Die Urbar-Machung
Ich habe auch Zeit. Die Lesungen aus meinem Buch „Der Boden. Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ fallen wegen Corona aus. Statt dessen kann ich mich einer Idee widmen, die ich im Winter entwickelt habe. Ich will Gemüse anbauen, und zwar alte Sorten. Dazu habe ich Anfang April ein Stück Wiese umgegraben und ein Beet angelegt. Das war gar nicht so einfach, denn der Boden ist tief durchwurzelt. Die Grassoden habe ich zu einer Pyramide gestapelt, die von oben nach unten abgetrocknet ist. Dann habe ich die Erde aus den Wurzeln geschlagen und den abgestorbene Rest auf den Kompost gegeben. Eine Woche hat das gedauert. Land urbar zu machen ist ein mühsames Werk!
Hoffen auf den Mai-König
Da es in meinem Dorf kein altes Saatgut mehr gibt, habe ich bei Dreschflegel eingekauft, einem Bio-Saatgut-Versand, der sich auf die Züchtung alter Gemüsesorten und Kulturpflanzen spezialisiert hat. Nun bin ich neugierig, wie sich die Pflanzen entwickeln. Der Salat ist schon gekeimt, und bald werde ich wissen, ob er so lecker schmeckt wie früher der Buttersalat aus unserem Garten. Aus dem Salat heute hat man die zarte Süße herausgezüchtet, weil auch Läuse und Schnecken darauf abfahren und man so (angeblich) Pestizide einsparen kann. Nun freue ich mich auf den Mai-König und weiß schon jetzt: Ich habe ihn viel zu eng gesät. Anfängerfehler!