Das klingt böse: „Invasiver Neophyt“ – wie die Diagnose einer schweren Krankheit, wie ein Gerichtsurteil. In gewisser Weise stimmt es auch. Das Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus) breitet sich aus und ist hier nicht heimisch. Ursprünglich stammt es aus den USA. Vor 300 Jahren kam es als dekorative Gartenpflanze zu uns. Da es wärmeliebend ist, wandert es nun, von Süden kommend, nach Norden. Neuerdings blüht es in meiner Stadt in Schleswig-Holstein auf dem Friedhof. Als Pionierpflanze wächst es vorzugsweise an Weg- und Ackerrändern.

Der Einjährige Berufskraut vermehrt sich mit vielen kleinen flugfähigen Samen.

Die Blüte des Einjährigen Feinstrahls, wie das Einjährige Berufkraut auch heißt, sieht auf den ersten Blick aus wie die des Gänseblümchens. Die Pflanze wird aber bis zu einem Meter hoch. Wie das Gänseblümchen ist sie ein Korbblütler. Die weißen Hüllblätter umschließen das gelbe „Blütenlager“ mit 50 bis 100 Blüten in der Mitte. Sie öffnen sich von außen nach innen und bilden im Spätsommer/Herbst viele kleine flugfähige Samen. Die Ankunft des Einjährigen Berufkrauts bei uns war eine Folge der Globalisierung, seine Ausbreitung ist eine des Klimawandels. Es ist gekommen, um zu bleiben.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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