Mit Mohn habe ich kein Glück. Abertausende seiner staubfeinen Samen habe ich ausgesät: geschenkte, von Spaziergängen mitgebrachte, gekaufte, Klatschmohn (Papaver rhoeas), Islandmohn (Papaver nudicaule), Schlafmohn (Papaver somniferum), Seidenmohn (auch Papaver rhoeas). Das Ergebnis ist kläglich. Ab und zu zeigt sich ein Pflänzchen, aber nach wie vor blicke ich neidvoll auf Mohnblütenpracht in den Nachbargärten. Im Frühjahr habe ich es mit einer Tüte gekauftem Seidenmohn versucht.

Heute morgen hat mein Seidenmohn seine zweite Blüte geöffnet.

„Der Inhalt reicht für 50 Pflanzen“, heißt es auf der Tüte. Gekeimt ist eine einzige. Sie ist derzeit mein Augenstern. Gerade hat sie ihre zweite Blüte geöffnet. Es werden noch viele mehr werden, doch noch hält mein Seidenmohn sie verborgen unter seinen stacheligen Blättern. Die Knospen schauen zunächst nach unten. Sie richten sich auf, kurz bevor die Blüte sich öffnet.

Seidenmohnpflanzen sind stachelige Angelegenheiten. Das gilt für alles außer der Blüte.

„Eine Herbstaussaat im Oktober bringt eine um etwa 14 Tage frühere Blüte im Juni“, steht auf der Tüte. Vielleicht klappt es auf diese Weise besser. Eine Gärtnerin lernt nie aus und darf sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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