Wieder einmal erweist sich mein Garten als botanische Fernreise. Statt klimaschädlich nach Japan zu fliegen, kommt Japan in Form von fusseligen rosa Walzen zu mir. Jahr für Jahr überraschen sie mich im August, wenn ich Farbtupfer nur noch von Herbstastern erwarte.

Anspruchsloser Fremdling mit Wow-Effekt: der Japanische Wiesenknopf

Im fernen Asien wächst der Japanische Wiesenknopf Sanguisorba obtusa an den Flussläufen wilder Wälder und auf Wiesen. In meinem Garten muss er sich gegen Bauern-Hortensien (Hydrangea macrophylla) und Montbretien (Crocosmia) durchsetzen. Das schafft er gut. Er überragt sie alle.

Die Samen des Aronstabs färben sich nach und nach knallrot.

Gerade erst hat er angefangen zu blühen, wird mich also bis in den September hinein erfreuen. Seine Knospen ähneln, wenn man nicht so genau hinschaut, den unreifen Samenständen des Gefleckten Aronstabs (Arum maculatum).

Die grünen Walzen sind zukünftige Blüten des Japanischen Wiesenknopfs.

Mit unserem heimischen Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor) haben die Blüten meines japanischen Garten-Gastes optisch nichts gemein. Die Pimpinelle, wie die Pflanze auch heißt, ist eines der sieben Kräuter der Frankfurter Grünen Sauce.

Die heimische Verwandte ist die Pimpinelle.

Der Kleine Wiesenknopf mag im Gegensatz zu seinem japanischen Bruder gerne karge, trockne Böden. In meinem Garten wird er allenfalls 40 Zentimeter hoch. Erst wenn man die Blätter genauer betrachtet, zeigt sich die Verwandtschaft zwischen Pimpinelle und Japanischem Wiesenkopf.

Die zarten Frühjahrsblätter der Pimpinelle schmecken im Salat.
Die Blätter des Japanischen Wiesenknopfes größer und länglicher.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: