Der März ist nicht gerade mit heimischen blühenden Büschen und Bäumen gesegnet. Eine Ausnahme gibt es: die Kirschpflaume (Prunus cerasifera). Sie gehört zusammen mit der Schlehe, die etwas später blüht, zu den Stammeltern der Urpflaume. Wie der Wildling in den Garten gekommen ist, weiß ich nicht. Ich lebe in einem ehemaligen Obstbaugebiete. Dort wächst die Kirschpflaume zur Freude der Insekten sehr verbreitet in der Natur. Vielleicht hat ein Vogel in meinem Garten einen Kern „gepflanzt“.

Multrecker-Früchte

Kirschpflaumen stammen ursprünglich vom Balkan sowie aus Klein- und Mittelasien. Schon die Kelten haben sie geschätzt, vor allem wegen ihrer Früchte. Ich kann das nicht nachvollziehen. Meine Früchte sind klein, grün-gelblich und sauer, richtige „Multrecker“. Unwillkürlich zieht sich der Mund zusammen, wenn man hineinbeißt. Außerdem sitzen sie sehr fest am Stein, sodass ich sie kaum verarbeiten kann. Ich überlasse die Ernte lieber den Wespen, aber auch die mögen sie erst, wenn sie gelb und matschig vom Baum gefallen sind.

Mit Salz und als Sauce

In der Türkei werden die grünen Pflaumen gerne mit Salz gegessen. In Georgien wird aus ihnen eine Art Ketchup hergestellt – zusammen mit Knoblauch und Gewürzen wie Minze, Bockshornklee, Anis und Koriander, Salz und Zucker nach Geschmack. Die Sauce heißt Tgemali und soll zu Fisch, Fleisch, Geflügel, Kartoffeln oder Gemüse schmecken. Vielleicht werde ich das Rezept im Sommer ausprobieren.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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