Anspruchsloser geht es nicht: Diese imposante Pflanze war vor acht Wochen noch ein Pflänzchen, das dabei war, den Winterschlaf zu beenden. Jetzt ist es mannshoch. Der Hohe Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) überrascht mich jedes Jahr mit seinem unbändigen Wuchs. Hinzu kommt: Er ist anspruchslos. Da es seit vier Wochen heiß und trocken ist, kriegt er ab und zu mal eine kleine Dusche, mehr nicht. Auch mein Düngemittel-Geiz scheinen sein Wachstum nicht zu beeinträchtigen. Schließlich stammt er aus dem Wald, und Wälder sind von Natur aus nährstoffarm. Bei mir im Garten gibt es keinen Mineraldünger, und Hornmehl ist für anspruchsvolle Zeitgenossen wie Rosen vorbehalten. Im Herbst wird mein Geisbart mit einer Laubschicht verwöhnt, damit er sich wie in einem heimischen Wald fühlen kann.
Der Wald-Geisbart ist zweihäusig. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. In den Gärten, so auch in meinem, wachsen meist die Männer, denn sie werden größer und blühen üppiger. Sie müssen ja auch keine Kraft in die Produktion von Nachwuchs stecken. Dafür tragen sie Unmengen von Pollen, den Wildbienen, vor allem Hummeln, sofort entdeckt haben. Mit dicken beigefarbigen Höschen eilen sie von Blüte zu Blüte, um möglichst viel von dem nahrhaften Futterstoff einzusammeln. Der Wald-Geisbart sieht also nicht nur schön aus, er ist nützt auch der Artenvielfalt. Außerdem schont er Rücken und Knie der Gärtnerin. Wo der wächst, hat Unkraut keine Chance.