Einen Garten zu hüten und zu pflegen gleicht zuweilen einer Reise in den Süden. Manchen Pflanzen, die einst von dort kamen, geht es in meinem Garten vermutlich besser als in ihrer immer heißer und trockner werdenden Heimat. Dazu gehört der Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica), dessen haarige Knospen sich in diesen Wochen zu hunderten entfalten.
Ursprünglich stammt der Wald-Scheinmohn oder Pyrenäen-Scheinmohn aus Nordspanien. In unseren Gärten lebt er seit Beginn des 19. Jahrhunderts, zunächst nur vereinzelt, inwzwischen immer zahlreicher. Kein Wunder, denn diese Pflanze braucht wenig Pflege, mag es gern schattig und blüht viele, viele Wochen lang. Wenn die Blütenblätter abgefallen sind, umringen die Staubbeutel die Samenkapsel wie der Tüllrock einer Ballett-Tänzerin. Von da an heißt es aufgepasst.
Der Wald-Scheinmohn ist mehrjährig. Er versamt sich gern und gut, so dass die Gärtnerin keinen Mangel an Nachwuchs hat. Der Nachteil: Das geschieht auch zwischen den Ritzen von Gartenplatten. Am besten ist, dort die Samenkapseln abzuschneiden, bevor sie reif sind. Das hat einen weiteren Vorteil: Die Pflanze bildet bis in den Juni hinein neue Blüten. Das verlängert die Freude über die leuchtend gelben Farbkleckse, die auf millimeterdünnen Stängeln über den Beeten tanzen.