Die meisten Blütenpflanzen sind Zwitter, also männlich und weiblich zugleich. Den männlichen Teil verkörpern die Staubbeutel, den weiblichen der Fruchtknoten. Damit stehen die Blütenpflanzen vor einem Problem. Wie verhindern sie, dass sie sich selbst befruchten? Schließlich ist es eine Errungenschaft der Evolution, dass Lebewesen genetisches Material untereinander austauschen und immer wieder neu kombinieren. Nur so erhält sich die genetische Vielfalt, die für die Anpassung an Umweltveränderungen notwendig ist.
Trick des Storchschnabels
Eine Taktik der Blütenpflanzen ist auf den Fotos des blauen Wiesen-Storchschnabels (Geranium pratense) gut zu erkennen. Staubbeutel und Fruchtknoten reifen nicht gleichzeitig. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Blüte von einer anderen Pflanze befruchtet wird. Eine weitere Strategie verfolgen Weide, Eibe oder der Ginkgo-Baum. Bei ihnen gibt es männliche und weibliche Exemplare. Einen weiblichen Ginkgo-Baum wird man in Europa allerdings selten zu sehen bekommen, weil die Früchte entsetzlich nach Buttersäure stinken.
Pollen aus Nachbars Garten
Manche Pflanzen sind sogar selbstunfruchtbar, der Fachbegriff ist „selbststeril“. Dazu gehören die meisten Apfelbäume, Birnen oder Süßkirschen. Sie brauchen den Pollen einer anderen Apfel-, Birnen- oder Süßkirschensorte, um Früchte zu entwickeln. Der Blütenstaub eines anderen Baumes der gleichen Sorte reicht ihnen nicht, um zur Befruchtung zu führen. Wer selbst ernten will, sollte also mindestens zwei Sorten pflanzen oder auf den Baum in Nachbars Garten hoffen.