Mein Lieblingsapfel steht in Reihe 3, Baum 1, 2, 3, 4: der Seestermüher Zitronenapfel. Er duftet zart, schmeckt nach Kindheit, süß und würzig und eine gelbe Backe hat er auch. Im Obstgarten alter Sorten in Haseldorf gibt es ihn noch und jetzt im September ist er schon fast abgeerntet. Der Apfel ist „frühreif“, man muss ihn schnell essen, denn frisch vom Baum ist er am leckersten. Er soll demnächst auf meiner kleinen Wiese wachsen.
Einwanderer aus Kasachstan
Die Vorfahren unserer Kulturäpfel stammen aus Kasachstan, aus dem Tian Shan Gebirge und wanderten entlang der Seidenstraße zu uns nach Westen. Auf dem Weg kreuzten sich die wilden Vorfahren aus Asien mit dem europäischen Wildapfel. Je nachdem wie die Gene sich mischen, entstehen bis heute überraschende und immer neue Sorten. Als es noch keine Kühlhäuser gab, sorgten die Apfelbauern mit den angebauten Sorten dafür, dass es bis Ende November frisch geerntete Äpfel aus der Region zu kaufen gab, weil Äpfel zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Stahls Winterprinz beispielsweise hält sich im Gartenhaus, eingepackt in Stroh oder alte Säcke, bis zum April.
Kein Quatsch: sortenreines Apfelmus
Die Experten für historische Apfelsorten empfehlen sortenreines Apfelmus. Bei Äpfeln mit rosa Fleisch wie dem Purpurroten Cousinot, den es seit dem 16. Jahrhundert gibt, wird es rosa, bei anderen bleibt es schneeweiß. Außerdem kann man dann erst so richtig herausschmecken, wie unterschiedlich Stine Lohmann, Maren Nissen, Kaiser Wilhelm, Schöner von Haseldorf oder Korbiniansapfel schmecken. Wer diese alten Sorten ins Zimmer legt wird feststellen – der Duft der Äpfel erfüllt den ganzen Raum.
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