Der erste Herbststurm fegte durch unsere hohe Weißdornhecke, und am Boden lag einer ihren vielen Mitbewohner: ein dicker Ast vom Schwarzen Holunder (Sambucus nigra). Seine Zweige ragten schon länger fast kahl in den Himmel. Wir haben ihn stehen lassen, denn ein wenig Totholz im Garten fördert die Vielfalt.
Der wahre Bösewicht
Als ich die Äste wegräumen wollte, zeigte sich, dass es gar nicht der Sturm war, der dem Holunder den Garaus gemacht hat. An der Bruchstelle entdeckte ich den dunkelbraunen, lappenartigen Fruchtkörper eines Pilzes. Er hat dem Holunder vermutlich schon länger zugesetzt, sodass er nun dem Sturm zum Opfer fiel.
Judasohr
Der Pilz ist weltweit verbreitet und hat viele Namen: Holunderpilz heißt er, weil er am liebsten das Holz von Schwarzen Holunder „frisst“. „Ohrlappen-“ oder „Wolkenohrpilz“ wird er wegen der Form seiner Fruchtkörper genannt. Am gebräuchlichsten ist jedoch „Judasohr“, botanisch Auricularia auricula-judae. Judas war einer der zwölf Jünger Jesu. Der Überlieferung hat er hat Jesus mit einem Kuss verraten und sich danach aus Gram an einem Holunderbaum erhängt.