Gestern habe ich sie zum ersten Mal bewusst wahrgenommen: weibliche Weidenkätzchen. Sie sind die unscheinbaren Partnerinnen der männlichen Blüten mit ihren langen gelben Staubblättern. Im Garten haben wir wegen der Bienen nur männliche Weidenbäume, weil sie schon früh im Jahr Nektar und vor allem Pollen, also Eiweißnahrung, für den Bienen-Nachwuchs liefern.
Leuchtend gelb, bescheiden grau
Die weiblichen Blüten habe ich auf einem Spaziergang entdeckt. Die weibliche Weide stand direkt neben einer männlichen. Weiden sind eingeschlechtlich zweihäusig. Das heißt, es gibt männliche und weibliche Bäume. Erstere locken mit ihren Pollen leuchtend gelb, die anderen blühen bescheiden grau. Die Bienen fliegen trotzdem beide Blüten an, denn beide produzieren Duftstoffe, die Insekten anlocken, allerdings nacheinander.
Die richtige Reihenfolge entscheidet
Vor die Wahl gestellt, welche Blüten sie zuerst anfliegen, entscheiden die Bienen sich für die leuchtend gelben – männlichen – Blüten, wie ein Forscherteam die Ökologisch-Botanischen Gartens der Uni-Bayreuth herausgefunden hat. Wenn sie dort ihren Bedarf gestillt haben, besuchen sie die ebenfalls lecker duftenden weiblichen und hinterlassen ganz nebenbei den Pollen für die Befruchtung. Evolutionär sorgt auch Zurückhaltung für Erfolg.