Dass auch Pflanzen Sex haben, ist eine Entdeckung des 18. Jahrhunderts. Dass viele sich auch noch äußerst promiskuitiv verhalten, dieses Wissen ist eher neueren Datums. Über den Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava), der zur Zeit in meinem Garten blüht schreibt der NABU: „Je mehr Pollen verschiedener Blüten auf die Narbe gelangt, desto besser ist die Befruchtung und die Samenbildung.“ Das schaffen nur akrobatisch veranlagte Insekten, die von unten in die Blüte hinein krabbeln können. Dazu brauchen sie, um an den Nektar zu kommen, auch noch einen langen Rüssel. Klingt erstmal ziemlich unpraktisch.
Ist es aber nicht. So lange eine Pflanzenart sich als lohnende Futterquelle erweise, bleiben die Insekten dieser Art „treu“, fliegen also von Lernsporn zu Lernsporn. „Dabei übertragen sie, ohne abzuschweifen, den Pollen innerhalb der Art von Blüte zu Blüte – und sind damit die bei weitem effizientesten aller Bestäuber“, schreibt die TU Dresden in einem Beitrag über den Hohlen Lerchensporn.
Im Arboretum Ellerhoop blüht er gerade unter den eindrucksvollen Stämmen der ausladend wachsenden Süntel-Buchen (Fagus sylvatica var. suentelensis), erkennbar als rosafarbener Schimmer. Der Hohle Lerchensporn gibt im Garten nur ein kurzes Intermezzo. Sobald die Bäume grün werden, zieht er sich zurück. Im Sommer beim Jäten finde ich manchmal gelbliche Knollen mit einem Loch. Es sind schlafende „hohle“ Lerchensporne, die auf den nächsten Frühling warten.