Gerade mal gut einen Monat ist es her, da herrschten bei uns noch 30 Grad und mehr. An einem Morgen am Busbahnhof in Halle fotografierte ich diese Wegwarte (Cichorium intybus) im Morgenlicht. Erst beim genauen betrachten des Fotos zu Hause entdeckte ich, dass ein Insekt – vielleicht ein Schmetterling – auf dem Stängel seine Eier abgelegt hatte. Welcher Falter das sein könnte, ist schwer herauszufinden. Schmetterlingsexperte Knud Schulz aus Hamburg, meint es könne vielleicht der Distelfalter sein.
Du machst mich nicht platt
Die Gemeine Wegwarte, wie ihr Name vollständig lautet, gehört zu den Überlebenskünstlern im Pflanzenreich. Mit ihrer mächtigen Wurzel gräbt sie sich in die härtesten Böden ein und verträgt lange Trockenheit. Sie wächst und blüht auch dann noch, wenn sie immer wieder platt getreten oder plattgefahren wird. In Hessen hieß sie Schmärblomm, weil an ihr das Wagenfett hängen blieb. Schöner ist der Name Sonnenbraut oder Sonnenwirbel, weil ihre Blüte sich immer zur Sonne dreht. Allerdings geht sie gegen Mittag schon wieder schlafen.
Zichorie statt Kaffee
Der latenische Name cichorium deutet auf zwei weitere Verwandschaften hin. Zum einen mit dem Chicorée, der aus der Wegwarte entstand, zum anderen mit dem Zichorienkaffee, den viele heute noch als Caro-Kaffee kennen. Friedrich der Große ließ für die einheimische Kaffee-Produktion große Zichorienfelder anlegen, die Einfuhr von „richtigem“ Kaffee hingegen belegte er mit hohen Steuern. Dem Kaffee hat’s nicht geschadet und der Zichorie wenig genützt. Ihre blauen Blüten warten viel zu selten am Wegesrand.