Es dämmert schon. Gleich geht die Sonne unter. Kurz vor der blauen Stunde ein letzter Gang durch den Garten für diesen Tag. In den Nachtkerzen (Oenothera biennis) brummt es. Gerade haben sie ihr Büffet geöffnet. Die Wildbienen, die in diesem Jahr so zahlreich wie noch nie sind, haben die Futterquelle entdeckt.
Über Kopf tauchen sie so tief wie irgend möglich in die gelben Kelche, hasten mit Pollen beladen zur nächsten Blüte und befruchten sie mit Glück gleich mit.
Blüten sind Brautbetten, wie der große Carl von Linné es einst formulierte. Die der Nachtkerze haben nur eine Nacht, um befruchtet zu werden. Sie gehen auf Nummer sicher. Kommt keine Wildbiene und kein Nachtfalter vorbei, nehmen die Pflanzen auch mit ihrem eigenen Pollen vorlieb (Autogamie). Für so ein bisschen Blümchensex treiben sie ganz schön viel Aufwand, finde ich.