Der Blick aus dem Fenster: Gräser, die sich im Wind wiegen. Bäume im Morgendunst, dazwischen pinkfarbene Placken von Heideblüten. Beim genaueren Hinschauen: überall Pilze, große, kleine, weiße, braune, mit Hut und ohne. Parasol-Pilze oder Riesenschirmlinge (Macrolepiota procera) (Foto oben) mit bis zu 30 Zentimeter Hutdurchmesser, im „Paukenschlegel-Stadium“…

… und in weiteren Stadien der Entfaltung.

Aus dem Gras wachsen kugelige weiße Gebilde, Boviste größer als Männerfäuste. Das Gras – Haarschwingel (Festuca tenuifolia) genannt – wurde ausgesät, um den Sandboden vor Erosion zu schützen.

Wenn sie braun werden und platzen, entlassen die Boviste ihre Sporen in die Umgebung. Die Pilze wachsen auf der größten Sandmagerrasenfläche Niedersachsens, in Camp Reinsehlen. So lautet auch der Name des Hotels.

Jahrzehntelang war das Gebiet Militärgelände und Truppenübungsplatz, erst der Nationalsozialisten, dann der Briten. Inzwischen ist es renaturiert. Wo einst Panzer durch den Boden pflügen, wächst nun unter der Erde ein dichtes Geflecht unterschiedlicher Pilze.

Diese „Wurzelpilze“ – Mykkorrhiza-Pilze – versorgen die Pflanzen mit den Mineralstoffen, an die sie allein nicht herankommen und erhalten von den Pflanze als „Belohnung“ Zucker. Es heißt, in einem Quadratmeter Boden können 2000 Kilometer Pilzehyphen wachsen. Wer in Camp-Reinsehlen spazieren geht, lustwandelt auf ihrem dichten, aber unsichtbaren Geflecht.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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