Da wird der Mohn zur Glockenblume: Nach einigen warmen Tagen gab es einen Frühlingsregen. So zart war er, dass über dem Hellgrau der Wolken die Sonne spürbar blieb. Nicht einmal den Seidenpapier-Blüten des Islandmohns (Papaver nudicaule) konnten die Tropfen etwas anhaben. Als es zu regnen begann drehten der Mohn seine Blütenschalen einfach nach unten verwandelte sie in Glockenblumen.
Wer bei dem Namen „nudicaule“ an Nudisten denkt, liegt nicht ganz falsch. „Nudicaule“ bedeutet nacktstängelig. Der Stängel des Islandmohns hat keine Blätter. Dafür ist er, ebenso wie die Knospe, mit einem dicken Haarpelz bedeckt. Ob der Pelz wärmt? Immerhin stammt der Islandmohn aus arktischen und subarktischen Zonen. Mit kalten Wintern kommt er also gut zurecht. Ob das auch für unsere feuchten Winter gilt, wird sich zeigen, denn der Islandmohn bevorzugt trockene Böden.
Die Pflanzen sind Lebenskünstler. Wo es ihnen gefällt, bilden sie eine lange Pfahlwurzel, sind mehrjährig und säen sich aus. Meine Pflanzen habe ich dieses Jahr gekauft. Ich konnte nicht widerstehen, als ich nach dem langen dunklen Winter die leuchtenden Blüten sah.
Wo der Islandmohn jetzt steht, ist es kühl, trocken und nährstoffarm. Das sollte ihm gefallen. Ich hoffe, dass er mir die Standortwahl dankt. Nehme ich ihm die Samenkapseln weg, blüht er bis in den August, heißt es. Ich aber hätte gerne möglichst viele Samen, damit im kommenden Jahr noch viel, viel mehr Islandmohn in meinem Garten blüht. Bei mir darf er seinen Wunsch, sich fortzupflanzen, ausleben.