Vor 15 Jahren bekam ich ein kleines Wurzelstück einer roten Seerose geschenkt. Sie hat sich prachtvoll entwickelt. Zu prachtvoll, denn sie hat meinen Teich völlig zu gewuchert. Vor einigen Tagen haben starke jungen Männer die Pflanzen mit samt dem Schmodder am Teichgrund heraus gewuchtet. Es ist nicht ganz die richtige Jahreszeit. Eigentlich sollte man diese Arbeiten im Frühjahr oder Herbst machen. Aber starke junge Männer stehen nicht auf Abruf zur Verfügung.

Wenig pflanzen

Diesmal habe ich den Rat von Teichexperten befolgt: Nicht zu viel einpflanzen. Seerosen sind wüchsig. In der Natur müssen sie damit klar kommen, dass sich ihr Habitat ständig verändert: mal mehr Wasser, mal weniger, von der Strömung weggerissen zu werden und woanders wieder neu anzuwachsen.

Geschenk ohne Dank?

Wir haben also nur eine wieder eingesetzt, die schönste natürlich, gepflanzt in nährstoffarme Teicherde. Der Rest lagert in Maurerbütten. Ein paar habe ich schon verschenkt und wünsche ihnen am neuen Standort ein langes Leben. Dabei habe ich gelernt: Wenn man Pflanzen geschenkt bekommt, darf man sich nicht bedanken. Sie wachsen dann nicht so gut.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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