Wenn Schneeglöckchen (Galanthus), dann viele. Schließlich blüht um diese Jahreszeit außer Schneeglöckchen fast nichts im Garten. Das Schöne ist: Sie lassen sich superleicht vermehren. Man muss sie nach dem Blühen einfach nur in Ruhe lassen. Nach der Blüte ziehen sich Schneeglöckchen in die Zwiebel zurück. Zuvor bunkern sie alle Nährstoffe aus ihren Blättern, die deshalb braun werden und nach und nach abtrocknen. Das kann bis in den April dauern. Für ordnungsliebende Gartenfreunde ist das nichts, denn das Beet sieht nicht mehr schön aus. Wenn man ein paar Stauden davor setzt, die ab April grün werden, sieht man das braune Schneeglöckchen-Laub nicht. Im April werden auch die Samen reif. Sie befinden sich in Samenkapseln, die aussehen wie Mini-Cornichons.

Teure Zwiebeln

Nach und nach erobern die Schneeglöckchen auch den Rasen

Tausend verschiedene Schneeglöckchen-Arten soll es geben, gefüllte, ganz weiße, solche mit gelben Blütenblättern, je ungewöhnlicher, je teurer. Sammler geben für ein Zwiebelchen mehrere hundert Euro aus. Das ist ein bisschen wie im 17. Jahrhundert, als für besonders ungewöhnlich blühende Tulpen ein Vermögen gezahlt wurde – die erste Spekulationsblase der neueren Weltgeschichte.  Ich sammle nicht, bin nicht „Galantophil“, habe nur ganz gewöhnliche Schneeglöckchen im Garten, aber dafür Tausende.

Leckerbissen für Ameisen

Die Ausbreitung von Schneeglöckchen im Garten übernehmen Ameisen. Die Samen besitzen eiweißhaltige Anhängsel, ein Leckerbissen für diese Insektenart. Die Tiere tragen die Samen mit in ihren Bau, um dort die Anhängsel zu fressen. Das Samenkorn wird „entsorgt“ und kann an neuer Stelle keimen. In Gartenratgebern heißt es manchmal, man solle Schneeglöckchen nicht samen lassen, es würde sie schwächen, sodass sie im kommenden Jahr nicht blühen. Das kann ich nicht bestätigen. Meine Schneeglöckchen lasse ich jedes Jahr saaten, sodass sie nach und nach alle Beete,  ja sogar auf dem Rasen erobert haben.

 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: