Auf dem Rasen vor dem Einfamilienhaus bei mir um die Ecke liegt ein lilafarbener Schimmer. Es sind Veilchen, die voller Blüte stehen. Es handelt sich um das Hain-Veilchen (Viola riviniana), erkennbar an dem weißlichen Sporn. Das Hain-Veilchen war die Blume des Jahres 2002.
Überlebenskünstler
Die Pflanze wächst eigentlich in Laubwäldern, aber sie mag auch Magarrasen, vor allem wenn der Boden sauer ist. Das ist in diesem Garten der Fall. Das Grundstück befindet sich auf einer eiszeitlich entstandenen Dünenlandschaft mit saurem Sandboden. Die Veilchen überleben selbst das Vertikultieren, mit dem das Moos entfernt wird, das auf diesem Boden ebenfalls üppig wächst. „Die Veilchen kommen immer wieder“, sagt der Eigentümer.
Leckerbissen für Ameisen
Das liegt auch an der trickreichen Verbreitung der Veilchen. Es ist das Werk von Ameisen. Veilchensamen haben ölreiche Anhängsel, Elaiosomen genannt, die für Ameisen ein Leckerbissen sind. Die Tiere sammeln die reifen Samen ein, wenn sie aus der Samenkapsel geschleudert werden und tragen sie in ihre Nester. Myrmekochorie heißt dieser Verbreitungsmechanismus. Im Frühjahr kann man die Ameisen dabei beobachten, wie sie die abgenagten Samen wieder aus Ihren Nestern schaffen, ihnen so dabei helfen, auf Wanderschaft zu gehen oder sich vor dem Vertikultierer zu retten.