Auf dem Rasen vor dem Einfamilienhaus bei mir um die Ecke liegt ein lilafarbener Schimmer. Es sind Veilchen, die voller Blüte stehen. Es handelt sich um das Hain-Veilchen (Viola riviniana), erkennbar an dem weißlichen Sporn. Das Hain-Veilchen war die Blume des Jahres 2002.

Überlebenskünstler

Die Pflanze wächst eigentlich in Laubwäldern, aber sie mag auch Magarrasen, vor allem wenn der Boden sauer ist. Das ist in diesem Garten der Fall. Das Grundstück befindet sich auf einer eiszeitlich entstandenen Dünenlandschaft mit saurem Sandboden. Die Veilchen überleben selbst das Vertikultieren, mit dem das Moos entfernt wird, das auf diesem Boden ebenfalls üppig wächst. „Die Veilchen kommen immer wieder“, sagt der Eigentümer.

Leckerbissen für Ameisen

Das Hain-Veilchen ist an dem weißlichen Sporn erkennbar und duftet nicht.

Das liegt auch an der trickreichen Verbreitung der Veilchen. Es ist das Werk von Ameisen. Veilchensamen haben ölreiche Anhängsel, Elaiosomen genannt, die für Ameisen ein Leckerbissen sind. Die Tiere sammeln die reifen Samen ein, wenn sie aus der Samenkapsel geschleudert werden und tragen sie in ihre Nester. Myrmekochorie heißt dieser Verbreitungsmechanismus. Im Frühjahr kann man die Ameisen dabei beobachten, wie sie die abgenagten Samen wieder aus Ihren Nestern schaffen, ihnen so dabei helfen, auf Wanderschaft zu gehen oder sich vor dem Vertikultierer zu retten.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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