Heute geht es um einen Einwanderer aus dem Himalaya mit dem schönen Namen Bauernorchidee. Der botanische ist weniger attraktiv: Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera). Es gelangte 1839 aus Kaschmir als Gartenpflanze nach England. Zur Bauernorchidee wurde die Pflanze, weil es bei wohlhabenden Briten damals zum guten Ton gehörte, im Gewächshaus exotische Orchideen zu kultivieren. Solche teuren Extravaganzen konnten sich ärmere Leute nicht leisten, wohl aber eine Tüte Springkraut-Samen.
Immer hungrig
Schon 1850 war das Springkraut aus den Gärten entkommen und begann, sich in Großbritannien und auf dem Kontinent entlang von Flüssen und Bächen auszubreiten. Die einjährige Pflanze liebt feuchte Böden, schattige Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit und braucht viele Nährstoffe. Denn ihr Wachstum ist rekordverdächtig. In nur wenigen Monaten wird sie bis zu zwei Meter hoch. Das schafft keine andere einjährige Pflanze Nordeuropas. Für Bienen und Hummeln ist sie eine üppige Nektarquelle.
Kraftvoller Wuchs
Weil es so kraftvoll wächst, verdrängt das Springkraut einheimische Pflanzen, sogar Brennnesseln. Es neigt dazu „unduldsame Reinbestände“ zu entwickeln, wie Botaniker das nennen. Da hilft dann nur abmähen oder ausreißen –immer wieder –, denn die Samen, die die Pflanze bis zu sieben Meter weit schleudern kann, sind fünf Jahr keimfähig. Wer sich überlegt, die dekorative Pflanze im Garten zu kultivieren, sollte also noch einmal darüber nachdenken.