Ich gebe es zu. Ich liebe die Farbe blau. Ich will sie mir diese unschuldige Zuneigung nicht nehmen lassen, denn in meinem Garten blühen Vergissmeinnicht. Eigentlich müsste ich sagen: drei mit ganz unterschiedlicher Herkunft, aber ähnlichen Blüten. Das eine ist eine Staude, die in Georgien und der Türkei ihre Heimat hat und mehrjährig ist. Das Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla). Es hat extrem kratzige Blätter und tiefblaue Blüten.

Sobald der Frühling da ist, blüht das Kaukausus-Vergissmeinnicht in meinem Garten.

Die heimische Schwester, das Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) hat ebenfalls kratzige Blätter, blüht ebenfalls blau, aber weniger intensiv. Zudem ist die Mitte der Blüte gelb und es ist zweijährig. Im ersten Jahr bildet es im Spätsommer/Herbst eine flache Rosette, im darauffolgenden Frühjahr blüht es. Das Wald-Vergissmeinnicht bildet viele Samen, die wie Kletten an Gartenhandschuhen, der Kleidung und natürlich auch an den Haaren von Tieren hängen bleiben. Das ist seine Art, neue Gärten zu erobern.

Das Wald-Vergissmeinnicht sät sich immer wieder aus, wenn man die Samen reifen lässt.

Mein drittes Vergissmeinnicht hat silbrige Blätter. Nur die Blattachsen sind grün. Es stammt aus den USA und ist eine Neuzüchtung aus dem Jahr 2000. Der Züchter, Walters Gardens, Inc., lobt es sehr, aber in meinem Garten will Jack Frost, so heißt es nämlich, noch nicht so recht gedeihen. Seine Blüten sind sehr zart. Der Knaller sind die Blätter mit ihrer weiß-grünen Zeichnung. Würde ich Herzen verteilen, würde ich dreimal dreimal rote vergeben.

Jack Frost aus den USA hat ohne Frage das eindrucksvollste Blattwerk.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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