Derzeit kann ich meine Regenwürmer (Lumbricidae) dabei beobachten, wie sie einen Gartenweg aus roten Ziegelsteinen tiefer legen. Dabei hilft ihnen das feuchte, frostfreie Wetter. Uns Menschen lässt es trübsinnig werden. Die Regenwürmer hingegen spornt es an. Wenn sie nicht gerade Blätter in den Boden ziehen (Foto oben), befördern sie auf meiner Terrasse neue Häufchen an die Oberfläche. Mein Regenwurm-Arkadien wird zum Regenwurm-Kackadien.

Das Häufchen Erde auf meinem Gartenweg ist eines von vielen, das Regenwürmer derzeit produzieren.

Der Wahlspruch meiner Großmutter fällt mir wieder ein: „Kleinvieh macht auch Mist.“ Würde ich mich nicht weiter um den Weg kümmern, er wäre in wenigen Jahren mit Regenwurm-Kot bedeckt und von der Erdoberfläche verschwunden. Die Regenwürmer nehmen auch größere Objekte ins Visier. Charles Darwin zufolge haben sie beim Begraben und Verbergen mehrerer römischer und anderer alter Bauwerke in England eine ansehnliche Rolle gespielt. Nachzulesen ist das in seinem Werk über Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer (1881).

Auf meinem Rasen zeigen die Häufchen, dass der Boden unter dem Rasen voller Leben steckt.

In meinem Garten sind die dabei, auch den Rasen zu begraben. Ich nehme es ihnen nicht übel. Wenn der Regen irgendwann aufhört und der Boden trocken wird, erlahmt auch der Fleiß der Regenwürmer – wenn ihnen der Maulwurf (Talpa europaea) nicht schon vorher den Garaus gemacht hat.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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