In Ostberlin, wo ich viele Jahre gelebt habe, heißen Läden, in denen man auch abends und nachts noch einkaufen kann, „Späti“. Das steht für Spätkauf und ist eine Erfindung der DDR in den 1950er Jahren. Im Spätkauf konnten auch Schichtarbeiter und Schichtarbeiterinnen nachts noch Brot und Zigaretten kaufen. Im Garten nenne ich meine Spätsommerblumen „Späti“, weil hier die Insekten noch Nektar und Pollen finden. Ganz besonders beliebt bei unseren Bienen ist derzeit die Große Fetthenne (Hylotelephium telephium oder Sedum telephium), Foto oben.

Besonders beliebt ist die Große Fetthenne bei unseren Hausbienen.

Die Große Fetthenne hat mit unserem derzeitigen heißen Spätsommer kein Problem. Mauern, Steine, trockene Raine – überall, wo es sonnig und trocken ist, fühlt sie sich wohl. In ihren dicken, fleischigen Blättern kann sie genügend Wasser speichern, um Trockenzeiten zu überstehen. Die abgeblühten braunen Blütenstände lasse ich stehen. Der nächste Winter kommt bestimmt, und mit ihm der Raureif. Der verwandelt meine Fetthennen dann in filigrane Schönheiten.

Fetthennen-Fruchtstände mit Raureif verziert – abschnitten werden sie erst im Frühjahr.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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