Ein Garten hat eine eigene Sprache. Hängen die Blättern morgens noch schlaff an den Stängeln heißt das: Jetzt brauche ich aber wirklich Wasser. Gestern gab es davon genug. Erst ein Schauer mit leichtem Regen, zwei Stunden danach ein Wolkenbruch mit Land unter auf der Terrasse – 11 Liter auf den Quadratmeter in 20 Minuten. Es dauerte weitere 20 Minuten, da war die Terrasse wieder wasserfrei. Der Boden hat den Regen gierig aufgesogen. Die Pflanzen wussten sich zu schützen. Wer sonst munter in den Himmel schaut, senkte seine Blüte – wie der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) oben, keusch zum Boden. Raublattgewächse, sie der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), der gerade angefangen hat zu blühen, sammelt die Feuchtigkeit mit seinen haarigen Stängeln.
Die Edel-Pfingsrose Festiva maxima öffnet Dank der reichlichen Wasserzufuhr nun doch noch ihre letzte Knospe.
Ein von Feuchtigkeit schwerer Zweig des Pfeifenstrauchs (Philadelphus coronarius) hat sich über die Gartendekoration gelegt.
Die Blüte des Islandmohns (Papaver nudicaule) hat den Regen makellos überstanden. Sie hat sich erst heute Morgen geöffnet, knitterig wie zartestes Pergament. Der Garten hat gesprochen und bedankt sich: Endlich Regen!